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Virtual Reality im Onlineshop – ein Modell mit Zukunft

von 01.06.2016News

Der Kunde soll kaufen im Onlineshop – versteht sich. Möglichst viel. Und er soll möglichst wenig zurückschicken. In vielen Marktsegmenten ist dies jedoch fast ein Ding der Unmöglichkeit – so zum Beispiel in der Textilbranche, wo Kunden gerne ein Kleidungsstück in verschiedenen Größen und Farben bestellen. Denn wer weiß schon genau, wie so ein Kleidungsstück ausfällt und welche Größe wohl die richtige ist? Und ob der Schnitt überhaupt zur eigenen Figur passt? Die Retouren sind hier vorprogrammiert. Dasselbe gilt für besonders teure Artikel wie Möbel. „Passt“ das Produkt nicht perfekt, fügt es sich nicht gut in die eigene Wohnung ein, heißt es „retour“. Für den Händler ärgerlich und teuer – und letztlich auch für den Kunden. Und unzufriedene Kunden kommen seltener wieder. Ein Teufelskreis?

Abhilfe können hier sogenannte Virtual Reality-Funktionen schaffen: Simulationen, die es dem Käufer ermöglichen, die „Anprobe“ von Artikeln virtuell vorzunehmen. Verschiedene Branchenriesen haben in den letzten Jahren erste Versuche in diese Richtung unternommen: z.B. der führende Kleider-Onlinehändler Otto mit einer Anprobe-App, die den Körper des Nutzers scannt und berechnet und das Anprobieren und Kombinieren verschiedenster Artikel ermöglicht. Oder der Möbel-Gigant Ikea, der seinen Katalog virtuell zur Verfügung stellt, damit der Kunde bequem in den eigenen vier Wänden ausprobieren kann, ob Couch und Kommode im Wohnzimmer ein harmonisches Bild abgeben werden und ob die Vorhänge in Lindgrün tatsächlich dazu passen werden. Auch das Anprobieren von Brillen im Netz erfreut sich großer Beliebtheit. Eine Vielzahl weiterer Nutzungsarten ist denkbar – von der Simulation von Frisuren und Haarfarben bis zur Schuhanprobe.

Dass solche technischen „Spielereien“ nicht günstig sind und vermutlich noch eine Weile den Platzhirschen des Onlinehandels vorbehalten bleiben werden, versteht sich. Ebenso, dass sie mit Augenmaß eingesetzt gehören, dort, wo sie tatsächlich für den Nutzer einen sinnvollen Mehrwert bedeuten. Machen, nur weil es möglich ist, ist hier genauso sinnlos wie in jedem anderen Kontext. Doch die Vorteile von gut eingesetzten und umgesetzten Virtual Reality-Konzepten liegen auf der Hand:

  1. Virtual Reality hebelt einen der größten Nachteile des Onlineshoppings zumindest teilweise aus: die Tatsache, dass der Nutzer die „Katze im Sack“ auf gut Glück hin kauft – und sich dabei eben auch oft täuscht. Die hohen Retourenquoten im E-Commerce sprechen eine deutliche Sprache. Virtual Reality kann diesen Effekt zumindest mildern, indem der Nutzer ein Tool an die Hand bekommt, mit dem er eine informiertere Käuferentscheidung treffen kann.
  2. Virtual Reality gibt dem Kunden das Gefühl der Individualisierung. Er kann sich seine Auswahl maßschneidern. Natürlich bekommt er letztlich nur die ganz normale Produktpalette angeboten. Doch er hat das Gefühl, das Angebot auf seine Nützlichkeit und Passgenauigkeit auf seine eigene Person prüfen und ausrichten zu können. Ein Riesenpluspunkt in der heutigen Welt des Individuums.
  3. Virtual Reality regt die Fantasie und Vorstellungskraft an und treibt psychologisch gesehen den Kaufprozess positiv voran. Das Kleidungsstück bereits am eigenen Körper, das neue Regal schon im eigenen Zimmer auf dem Bildschirm zu sehen macht es greifbarer – und noch mehr zum Objekt der Begierde.
  4. Virtual Reality bedient das Spiel- und Unterhaltungsbedürfnis des modernen digitalen Nutzers. Eine gut gemachte AR-App ist in der Lage, den Kunden zu fesseln und zu faszinieren, er wird möglicherweise stundenlang damit spielen, verschiedenste Optionen ausprobieren, er bleibt hängen – und je länger er sich damit beschäftigt, desto wahrscheinlicher wird, dass am Ende die gewünschte Conversion steht.
  5. Virtual Reality ermöglicht den beliebten Prozess des Teilens. Die digitale Generation teilt und teilt sich mit, diskutiert, liked, urteilt und quatscht. Eine gut gemacht AR-App sollte darum unbedingt eine Teilungsfunktion beinhalten. Die Möglichkeiten für Nutzer sind endlos: Das eben im Online-Kleidungsshop ausgesuchte Outfit bei Facebook posten und Kommentare von den Freundinnen einholen? Vielleicht sogar ein Voting mit verschiedenen Outfits veranstalten? Die per App gestaltete Einrichtung der Wohnküche per Whatsapp-Gruppe den WG-Mitbewohnern zeigen? Eine weitere großartige Spielwiese für die Generation Smartphone.
  6. Virtual Reality wird unser Leben vermutlich in der Zukunft in bisher noch nicht vorstellbaren Ausmaßen bestimmen. Möglicherweise werden wir schon bald keine Telefone und Tablets mehr dafür brauchen, sondern die Simulationen per AR-Brille eingespielt bekommen. Grund genug, die Entwicklung zu beobachten – und, sofern die eigene Produktpalette dies sinnvoll erscheinen lässt, sie frühzeitig selbst mitzubestimmen.